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Historie und Geschichte des Doktor Johannes Faust


Wie Doktor Faustus in die Hölle gefahren ist

(Wie Doctor Faustus jn die Hell gefahren)

Doktor Faustus war auf das achte Jahr gekommen, und es erstreckte sich also sein Ziel von Tag zu Tag, und es ward auch die meiste Zeit mit forschen, lernen, fragen und disputieren umgegangen. Unter dem träumte ihm abermals von der Hölle. Er fordert also von seinem Diener und Geist Mephostophiles, er solle ihm seinen Herren, den Belial oder Luzifer, berufen. Das tat der Geist.

Sie schickten ihm aber einen Teufel, der sich Beelzebub nennt, einen fliegenden Geist unter dem Himmel. Der fragte Doktor Faust, was sein Begehren und Anliegen wäre? Ihm antwortete Doktor Faustus, ob er nicht vermöge, dass ihn ein Geist in die Hölle und wieder heraus führte, dass er der Hölle Qualität, Fundament, Eigenschaft und Substanz möge sehen und abnehmen. Ja, antwortete ihm der Beelzebub. Um Mitternacht will ich kommen und dich holen.

Als es nun stockfinster war, erschien ihm der Beelzebub. Der hatte auf seinem Rücken einen beinernen Sessel und Ringe herum, ganz zugeschlossen. Darauf saß Doktor Faustus und fuhr also davon. Nun, so höret, wie ihn der Teufel verblendete und ihm ein Affenspiel machte, dass er es nicht anders gemeint hätte, denn er wäre in der Hölle gewesen. Er führte ihn in die Luft. Darauf schlief Doktor Faustus ein, als wenn er in einem warmen Wasser oder Bad säße. Bald hernach kommt er auf einen Berg einer großen Insel, hoch darob Schwefel, Pech und Feuerstrahlen schlugen, und mit solchem Ungestüm und Krachen, dass Doktor Faustus darob erwachte.

Der teuflische Wurm schwang sich mit Doktor Faust in solche Kluft hinein. Faustus aber, wie heftig er auch brannte, empfand doch keine Hitze noch Brunst, sondern Lüftlein wie im Mai oder Frühling. Er hörte auch darauf allerlei Instrumente, deren Klang ganz lieblich war, und konnte doch, wie hell das Feuer auch war, keine Instrumente sehen oder wie es geschaffen wurde. Er durfte nicht fragen, da ihm zuvor ernstlich verboten ward, dass er nicht fragen noch reden sollte. Indem schwangen sich zu diesem teuflischen Wurm und Beelzebub noch drei, die auch solcher Gestalt waren.

Als Doktor Faustus tiefer in die Kluft hineinkam, flogen sie dem Beelzebub vor. Da begegnete dem Faust ein großer fliegender Hirsch mit großen Hörnern und Zinken, der wollte den Faust vom Stuhl hinab in die Kluft stürzen. Darob erschrak er nicht wenig, aber die drei vorangehenden Wurme vertrieben den Hirschen.

Als Doktor Faustus tiefer in die Spelunke hinab kam, da sah er um sich herum nichts denn lauter Ungeziefer und Schlangen schweben. Die Schlangen waren unsäglich groß. Ihm kamen aber fliegende Löwen zu Hilfe, die rangen und kämpften mit den Schlangen und obsiegten, dass er sicher und besser hindurch kam.

Da nun Doktor Faustus weiter hinab gelangte, sah er einen großen fliegenden zornigen Stier aus einem alten Tor oder Loch herausgehen, der lief also ganz brüllend und grimmig auf den Faust zu und stieß so stark an seinen Stuhl, dass sich der Stuhl mit dem Wurm und Faust umwendete. Doktor Faustus fiel vom Stuhl in die Kluft hinab, schrie Zeter und Wehe und dachte, nun ist es mit mir aus, denn er konnte seinen Geist nicht mehr sehen. Ihn erwischte aber letztlich im Herabfallen ein alter runzliger Affe, der erhielt und errette ihn.

Bald überzog die Hölle ein dichter und finsterer Nebel, dass er eine Weile gar nichts sehen konnte. Indem tat sich eine Wolke auf, daraus zwei große Drachen stiegen und zogen einen Wagen ihnen nach. Darauf setzte der alte Affe den Doktor Faust. Da wurde ein solcher Sturmwind, samt einem grausamen Donner, mit Gestank und Schwefel vermischt, dass sich der Berg oder die Kluft davon erschütterten, und er meinte zu versinken und zu sterben. Darauf folgte etwa eine Viertelstunde lang eine dichte Finsternis, so dass Doktor Faustus weder die Drachen noch den Wagen empfand, und fuhren doch immer fort.

Aber sobald solch dichter und finsterer Nebel verschwand, sah er wieder seine Rosse und seinen Wagen. Die Kluft herab schossen auf Doktor Faust so viel Strahlen und Blitze, dass der Keckste, geschweige denn Faustus, erschrecken und zittern müsste. Indem kommt Doktor Faustus auf ein großes ungestümes Wasser, mit dem sich die Drachen hinuntersenkten. Er empfand aber kein Wasser, sondern große Hitze und Wärme. Und also schlugen der Strom und die Wellen auf Doktor Faust zu, dass er Ross und Wagen verlor, und fiel immer und immer in die Grausamkeit des Wassers hinein, bis er endlich im Fallen ein Kliff, das hoch und spitzig war, erreichte. Darauf saß Doktor Faustus als wenn er halb tot wäre, sah um sich, konnte aber niemand sehen noch hören, schaute immer in die Kluft hinein, darob sich ein Lüftlein erzeigte, und er sah nichts denn das Wasser.

Doktor Faustus dachte: Wie sollst du es nun tun, dieweil du von den höllischen Geistern verlassen bist. Entweder musst du dich in die Kluft, oder in das Wasser stürzen; erzürnte sich darob und sprang also mit einer rasenden unsinnigen Furcht in das feurige Loch hinein, stürzte sich herab und sprach: Nun, Geister, so nehmt mein wohlverdientes Opfer auf, das meine Seele verursacht hat. In dem er sich so kopfüber hineingestürzt hatte, wurde so ein erschrecklich großes Getümmel und Klopfen gehört, und erschütterte sich der Berg und Spitz so sehr, dass er meinte, es wären lauter große Geschütze losgegangen.

Als er auf den Grund kam, da sah er im Feuer viele stattliche Leute, Kaiser, Könige, Fürsten und Herren, item viele tausend Geharnischte und Kriegsleute. Am Feuer rann ein kühles Wasser, davon etliche tranken, sich erlabten und badeten und etliche liefen vor Kälte in das Feuer.

Doktor Faustus trat hinzu, wollte die Seele des Verdammten erwischen, und wie er meinte, er habe sie in der Hand, so verschwand sie ihm. Er konnte aber vor lauter Hitze nicht bleiben, und als er sich hin und wider umsah, so kam sein Drache oder Beelzebub mit dem Sessel. Darauf setzte er sich und fuhr wieder in die Höhe, denn Doktor Faustus konnte wegen des Donners, ungestümen Nebels, Rauchs, Schwefels, Wassers, Frostes und der Hitze nicht in die Länge hier beharren, sonderlich, da er gesehen und gehört hatte Zeterschreien, Wehe, Gries und Gram, alle Wehe, Jammer und Pein etc.

Doktor Faustus ist darum hier nicht lange heimisch gewesen. Auch sein Famulus hat nichts anderes gemeint, weil er die Hölle begehrte zu sehen, er werde mehr gesehen haben, denn ihm lieb sei und also ewig draußen bleiben. In solchem Wahn kommt in der Nacht Doktor Faustus nach Hause und hat denn seither auf dem Sessel geschlafen, und der Geist wirft ihn schlafend in sein Bett.

Als aber der Tag herbei kam und Doktor Faustus erwachte und das Licht des Tages sah, da war ihm nicht anders, als wenn er eine Zeitlang in einem finsteren Turm gelegen wäre. Er hat seither dann nichts anderes von der Hölle gesehen, denn was die Feuerströme und das Feuer von sich gegeben haben. Doktor Faustus, im Bett liegend, dachte über die Hölle nach. Einmal nahm er für gewiss an, er wäre darinnen gewesen und hätte es gesehen, einmal zweifelte er darob, der Teufel hätte ihm nur eine Verblendung vor die Augen gemacht, wie es auch wahr ist, denn er hatte die Hölle noch nicht gesehen, er hätte sonst nicht darin zu sein begehrt.

Diese Historie oder Geschichte, was er in der Hölle oder Verblendung gesehen, hat Doktor Faustus selbst aufgeschrieben, und nachmals ist solches auf einem Zettel, der in Doktor Fausts eigener Handschrift gewesen ist, in einem Buch verschlossen gefunden worden.

 

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Wie Doctor Faustus jn die Hell gefahren:

Doctor Faustus ward auf das Achte jar kommen / vnnd erstreckht sich also sein zil von Tag zu Tag / ward auch die zeit des Maystentheils mit forschen / Lernen / fragen / vnd Disputiern vmbgangen / Vnder dem Traumet jm abermahl von der Hell / fordert also seinen Dienner vnnd Geist Mephostophilem Er soll jm seinen herren den Belial oder Lucifer berueffen / Das thett der Geist /

Sie schickhten jm aber ein Teuffel der nennt sich Beelzebub. Einen fliegennden Gayst vnder dem Hymell Der fragt Doctor Faustum was sein begern vnnd Anligen wer? jm Antwurt Doctor Faustus Ob Er nicht vermöcht das jn ein Geist jnn die Hell hinein fuert vnnd wider herauß / Das Er der Hell Qualitet, Fundament, Aygenschafft vnnd Substanz möcht sehen / vnnd abnemen / ja antwurt jm der Beelzebub. Vmb Mitternacht So will jch kommen vnnd dich hollen.

Als es nun stick finster ward erschin jm der Beelzebub hat auff seinem Rugkhen ein Beinenen Sessel / vnnd Rings herumb gantz zugeschlossen/ Darauff sass Doctor Faustus vnnd fuer also daruon/ Nun so horet wie jn der Teuffel verblenndet / vnnd jm ain Affen spiel machet / das er nicht anderst gemaint hatt dann Er jnn der Hell gewesen / Er fuert jn jnn die Lufft / Darob Doctor Faustus entschlieff / als wann Er jn ainem warmen wasser oder Bad sess / bald hernach kompt Er auf einen Berg einer grossen jnsell Hoch darob schwefell / Bech vnnd Fewrstralen schluegen / vnnd mit solcher vngestuem vnnd krachen / Das Doctor Faustus darab erwachte /

Der Teufflische Wurmb schwang sich in solche Clufft hinein mit Doctor Fausto / Faustus aber wie hefftig Er brann / empfand Er doch keiner hytz noch brunst / sunder luftlein wie jm Mayen oder Frueling / Er hört auch darauff allerlay jnstrument der klang ganntz Lieblich ward / vnnd konndte doch wie Hell das Fewer ward kein jnstrument sehen/ oder wie es geschaffen / so dorfft Er nit fragen / dan jm das zuuor ernstlich verbotten ward / das Er nicht fragen noch reden solt / jnn dem schwungen sich zu disem Teuffelischen Wurm vnd Beelzebub noch Drey auch solcher gestalt /

Als Doctor Faustus besser jnn die Clufft hinein kam / flogen Sie dem Beelzebub vor / Da dem Fausto ein grosser Fliegennder Hiersch mit grossen Hörnern vnnd Zinckhen begegnet / Der wolt den Faustum jnn die Clufft vom stuell hinab sturtzen / darab Er erschrackh nicht wenig / Aber die Drey Vorgeende Wurm verdriben den Hierschen /

Als Doctor Faustus besser jnn die SPelunckh hinab kam / Da sach Er vmb sich herumb nichts dann lautter Vnzyfer vnnd Schlangen schweben / Die Schlanngen waren vnseglichen gross / jm kamen aber fliegennde Lewen zu hilff / Die Rangen vnnd Kempften mit den Schlanngen vnnd obsigten / Das Er sicher vnnd besser hindurch kam.

Da nun Doctor Faustus weitter hinab gelanngt / sahe Er einen grossen Fliegenden zornigen Stier auss einem Alten Thor oder Loch herauß gehn / Der lief also ganntz brullend vnnd grimmig auf den Faustum zue vnnd stieß an seinen stuel so starckh / das sich Der stuel mit dem Wurm vnnd Fausto vmbwendt / Doctor Faustus fiel vom Stuel jnn die Kluft jmmer hinab schrey zetter vnnd Wehe / gedacht nun ist es mit mir auß / Dann Er köndt seinen Geist nit mehr sehen / jn erwischt aber Letztlichen jm herabfallen ein Alter runtzleter Aff / der erhielt vnnd errettet jn /

Baldt vberzog die Hell ein Dickher vnd Finsterer Nebell das er ein weil gar nicht sehen kondt / jnn dem thett sich ein wolckh an / darauß zwen grosser Trachen stigen vnnd zogen ein Wagen nach jnen / Darauff der Alt Aff Doctor Faustum setzt / Da wurdt ein solcher Sturm windt sampt einem grausamen Donnern mit gestanckh vnnd schwefell vermischt / das sich der Berg oder Clufft dauon erschittelt / Vnd Er mainte zuuersennckhen / vnnd zue sterben/ darauff volgt etwan einer Viertl stund lang ein Dickhe Finsternus / Also das Doctor Faustus weder die Drachen noch den Wagen empfandt/ vnnd Fuer doch jmmer forth /

Aber so baldt solcher dickher vnnd Finster Nebel verschwand sah er wider sein Ross vnnd wagen ein kluft herab schossen auf Doctor Faustum Souil stral vnnd blitz / das der Keckhest geschweigñ Faustus erschreckhen vnnd zittern mueste / jnn dem Kompt Doctor Faustus vf ein gross vngestiem Wasser / mit dem senckhten sich die Drachen hinunder / Er empfanndt aber kein wasser / sonnder grosse hytz vnnd Warm / vnnd schlueg also der stram vnnd Wellen vff Doctor Faustum zue / das Er Ross vnnd Wagen verlor vnnd fuell jmmer vnnd jmmer jnn die grausamkeit des Wassers hinein biß er endtlich jm fallen ein kluft / Die Hoch vnnd spitzig ward / erraicht / darauff sass Doctor Faustus als wann Er halb todt wer / sahe vmb sich / konndte aber niemandt sehen noch hören / schawete jmmer jnn die klufft hinein / Darob ein Luftlein sich erzeiget vmb sahe er nichts dañ das Wasser /

Doctor Faustus Dacht nun wie soltestu jm thuen / Dieweil du von den hellischñ Geistern verlassen bist / eindweders du muest Dich jnn die klufft oder jnn das wasser sturtzen / Erzurnet sich darab vnnd sprang also mit einer rasennden vnsynnigen forcht jnn Das Fewrig Loch hinein / sturtzt sich herab vnd sprach Nun Geyster so nembt mein woluerdientes Opffer auf / So mein Seel verursacht hat / Jnn dem Er sich also vber zwerchs hinein gesturzt hat / wurdt so ein erschrockhlichs gross gethumel vnnd klopffet gehört / vnnd erschuttet sich der berg vnnd spitz so sehr / das er meint Es were lautter gross geschutz abganngen /

Als Er vf Den grundt kam / da sahe Er jm Fewr viel stattlicher Leuth / Kayser / König / Fursten vnnd Herren / jtem viel Tausent geharnischte/ vnnd kriegsleuth am Fewr / Rann ein kuels wasser Dauon ettliche tranckhen sich erlabeten vnnd Badeten / ettliche liefen vor kuele jnn das Fewr /

Doctor Faustus Dratt hinzue wolt ein Seel des verdambten erwischen / vnd so Er maint Er habs jnn der hanndt / So verschwandt Sie jm / er konndt aber vor hitz nicht bleiben / vnnd als Er sich hin vnd wider vmb sache / so kam sein Drach oder Beelzebub mit dem Sessel / darauff sass Er vnnd fuer wider jnn die Höche / Dann Doctor Faustus konndte vor dem Donner / vngestuem Nebell / Rauch / schwebell / wasser / Frost / vnnd hitz jn der lenng nicht beharren/ sonnderlichen da er gesehen / vnnd gehört hat Ceter schreyen / wehe/ gryss vnnd gram / alle wehe jammer vnd Pein etc.

Doctor Faustus darumb lang nicht anhaimisch gewesen / auch sein Famulus nit anderst gemeint / weil Er die Hell begert zusehen / Er wurde mehr gesehen haben / dann jm lieb sey / vnnd also Ewig aussen bleiben/ jnn solchem wohn kompt jnn der Nacht Doctor Faustus zu hauß/ dann Er seither auf dem Sessel geschlaffen hat / der Geist wirft jn (schlafendt) schlaffenndt jnn sein Betth /

als aber der Tag herbej kam / Doctor Faustus erwacht vnnd das Liecht des Tages sahe / Da ward jm nicht anderst / Als wann er ein zeitlang jnn einem Finstern Thurn gelegen wer / Dann er seidher nichts anders von der Hell gesehen hat / dann was die Fewerstramen / vnnd das Fewer von sich geben hat. Doctor Faustus jm Betth ligenndt Dacht der Hell nach / Ein mahl nam Er jm gewiß fur / Er were darjnnen gewest / vnnd es gesehen / ein mahl zweifelt Er Darab / Der Teuffel hett jm nur ein verblendung vor die Augen gemacht / wie auch war ist / Dann Er die Hell noch nicht gesehen / Er hett sonst nicht darein begert /

Dise Historj vnnd Geschicht / was Er jnn der Hell oder verblendung gesehen / Hat Doctor Faustus selbs aufgeschriben / vnnd ist nachmahls solchs jnn einem zedell / so Doctor Faustj eigne hanndschrifft gewest jnn einem Buech verschlossen gefunden worden / 

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