The Project Gutenberg EBook of Die Mitschuldigen, by Johann Wolfgang Goethe (#35 in our series by Johann Wolfgang Goethe) Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the copyright laws for your country before downloading or redistributing this or any other Project Gutenberg eBook. This header should be the first thing seen when viewing this Project Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the header without written permission. Please read the "legal small print," and other information about the eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is important information about your specific rights and restrictions in how the file may be used. 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[Söller sitzt im Domino an einem Tischchen, worauf ein Licht, eine Bouteille Wein und ein Glas steht. Sophie gegenüber sitzt und näht eine Feder und eine Schleife auf einen Hut. Der Wirt kommt herein. In der Tiefe des Theaters steht ein Tisch, darauf ein Licht, Bücher und Tintenfaß, dabei ein Lehnsessel.] Wirt [zu Söllern]. Schon wieder auf den Ball! Im Ernst, Herr Schwiegersohn, Ich bin Sein Rasen satt und dächt, Er blieb davon. Mein Mädchen hab ich Ihm wahrhaftig nicht gegeben, Um so in' Tag hinein von meinem Geld zu leben. Ich bin ein alter Mann, ich sehnte mich nach Ruh, Ein Helfer fehlte mir, nahm ich Ihn nicht dazu? Ein schöner Helfer! Ja, mein bißchen durchzubringen! [Söller summt ein Liedchen vor sich.] Wirt. O sing Er, sing Er nur, ich will ihm auch eins singen! Er ist ein dummer Kerl, der doch zu gar nichts taugt, Als daß er sich besäuft und etwas Tabak raucht. Die ganze Nacht geschwärmt, den halben Tag im Bette! Kein Herzog ist im Reich, der besser leben hätte. Da sitzt das Ebenteur mit weiten Ärmeln da, Der König Hasenfuß! Söller [trinkt]. Ihr Wohlergehn, Papa! Wirt. Ein saubres Wohlergehn! Das Fieber möcht ich kriegen. Sophie. Mein Vater, sein Sie gut. Söller [trinkt]. Mein Fiekchen, dein Vergnügen! Sophie. Das Größte wäre mir, euch nicht entzweit zu sehn. Wirt. Wenn er nicht anders wird, so kann das nie geschehn. Ich bin wahrhaftig lang des ewgen Zankens müde, Doch wie er's täglich treibt, da halt der Henker Friede! Er ist ein schlechter Mensch, so kalt, so undankbar! Er sieht nicht, was er ist, er denkt nicht, was er war, Nicht an den povern Stand, aus dem ich ihn gerissen, An seine Schulden nicht; davon will er nichts wissen. Man sieht, es bessert doch nicht Elend, Reu noch Zeit; - Einmal ein Lumpenhund, der bleibt's in Ewigkeit. Sophie. Er ändert sich gewiß. Wirt. Muß er's so lang verschieben? Sophie. Das tut die Jugend meist. Söller. Ja, Fiekchen, was wir lieben! [Er trinkt.] Wirt [aufgebracht]. Dem einen Ohr hinein, dem andern grad heraus! Er hört mich nicht einmal. Was bin ich denn im Haus? Ich hab schon zwanzig Jahr mit Ehren mich gehalten. Meint Er, was ich erwarb, das wollt Er nun verwalten, Und wollt's so nach und nach verteilen? Nein, mein Freund, Das laß Er sich vergehn! So bös ist's nicht gemeint! Mein Ruf hat lang gewährt, und soll noch länger währen; Es kennt die ganze Welt den Wirt zum schwarzen Bären. Es ist kein dummer Bär, und konserviert sein Fell; Jetzt wird mein Haus gemalt, und dann heiß ich's Hotel. Da regnet's Kavaliers, da kommt das Geld mit Haufen. Doch da gilt's fleißig sein, und nicht sich dumm zu saufen! Des Abends spät zu Bett, und morgens auf bei Zeit, So heißt es! Söller. Bis dahin ist es noch ziemlich weit. Bleibt es nur, wie es ist, und wird nicht etwa schlimmer. Wer wohnt denn viel bei uns? Da droben stehn die Zimmer. Wirt. Ach wer verreist auch jetzt? Das ist nun so einmal, Und hat nicht Herr Alcest die Zimmer an dem Saal? Söller. Nun ja, das ist wohl was, der ist ein guter Kunde; Allein, Minuten sind erst sechzig eine Stunde. Und dann weiß Herr Alcest, warum er hier ist. Wirt [pikiert]. Wie? Söller [greift nach dem Glas]. Ach, apropos, Papa. Es lebe Paoli. Wirt [freundlich]. Proficiat, Herr Sohn! Der brave Mann soll leben. Solch eine Tapferkeit hat es nicht leicht gegeben; Auch in dem Unglück selbst verläßt der Mut ihn nie. Gewiß, ich nenn mein Haus Hotel de Paoli. Söller. O ja, das gibt ein Schild recht nach der Zeitungsmode. Wenn's nicht zustande kommt, ich gräme mich zu Tode. - Wie kommt es, haben Sie die Zeitung nicht gesehn Von heut? Wirt. Sie ist nicht da. Der Jung muß nach ihr gehn. Wenn er noch König wird, so sollt ihrs all genießen. Das Herz hüpft mir im Leib, als hört ich wirklich schießen. [Ab.] Zweiter Auftritt [Söller. Sophie.] Söller. Ha, es ist nichts so schlimm, die Zeitung macht es gut. Sophie. Ja, gib ihm immer nach! Söller. Ich hab kein schnelles Blut, Das ist sein Glück; denn sonst mich immer so zu schelten, Als wär ich - Sophie. Lieber Mann! Söller. Beim Kuckuck! Beim St. Velten! Ich weiß das alles wohl, daß ich vor einem Jahr Ein lockrer Passagier und voller Schulden war. Sophie. Mein Guter, sei nicht bös! Söller. Und wenn ich sonst nichts taugte, So war ich doch ein Mann wie ihn mein Fiekchen brauchte. Sophie. Dein ewger Vorwurf läßt mir keine Stunde froh. Söller. Ich werfe dir nichts vor, ich meine ja nur so. Denn eine schöne Frau ergötzet uns unendlich, Wenn man sie auch nicht liebt, so ist man doch erkenntlich. Sophie wie schön bist du, und ich bin nicht von Stein, [Er küßt sie.] Ich kenne nur zu wohl das Glück, dein Mann zu sein; Ich liebe dich - Sophie. Und doch kannst du mich immer plagen? Söller. Eh geh, was liegt denn dran? Das darf ich ja wohl sagen; Daß dich Alcest geliebt, daß du für ihn gebrannt, Und ihn auch wohl vielleicht - daß du ihn lang gekannt. Sophie. Oh! Söller. Nein, ich wüßte nicht, was ich da Böses sähe! Ein Bäumchen, das man pflanzt, das schießt zu seiner Höhe; Und wenn es Früchte bringt, eh! da genießet sie, Wer da ist; übers Jahr gibt's wieder. Ja, Sophie, Ich weiß das gar zu wohl, um etwas draus zu machen. Mir ist's nur lächerlich. Sophie. Ich finde nichts zu lachen. Daß mich Alcest geliebt, daß er für mich gebrannt, Und ich ihn auch geliebt, und ich ihn lang gekannt, Was ist's denn weiter? Söller. Nichts! das will ich auch nicht sagen, Daß es was weiter ist. Denn in den ersten Tagen, Wenn so das Mädchen keimt, da liebt sie eins zum Spaß, Es krabbelt ihr ums Herz, doch sie versteht nicht, was. Mit sanfter Freundlichkeit schleicht Amor, der Betrüger; Wer keinen Tiger kennt, der läuft vor keinem Tiger. Und sie versteht es nicht, warum die Mutter schmält. Voll Tugend, wenn sie liebt, ist's Unschuld, wenn sie fehlt. Und kommt Erfahrenheit zu ihren andern Gaben, So sei ihr Mann vergnügt, ein kluges Weib zu haben! Sophie. Du kennst mich nicht genug. Söller. O laß das immer sein! Den Mädchen ist ein Kuß, was uns ein Glas voll Wein, Eins, und dann wieder eins, und noch eins, bis wir sinken. Wenn man nicht taumeln will, so muß man gar nicht trinken! Genug, du bist nun mein! - Ist es nicht vierthalb Jahr, Daß Herr Alcest dein Freund und hier im Hause war? Wie lange war er weg? Zwei Jahre, denk ich. Sophie. Drüber. Söller. Nun ist er wieder da, schon vierzehn Tage - Sophie. Lieber, Zu was dient der Diskurs? Söller. Eh nun, daß man was spricht. Denn zwischen Mann und Frau red't sich so gar viel nicht. Warum ist er wohl hier? Sophie. Ei, um sich zu vergnügen. Söller. Ich glaube wohl, du magst ihm sehr am Herzen liegen. Wenn er dich liebte, he! gäbst du ihm wohl Gehör? Sophie. Die Liebe kann wohl viel, allein die Pflicht noch mehr. Du glaubst! Söller. Ich glaube nichts, und kann das wohl begreifen; Ein Mann ist immer mehr als Herrchen, die nur pfeifen. Der allersüßte Ton, den auch der Schäfer hat, Es ist doch nur ein Ton, und der wird endlich matt. Sophie [ungeduldig]. Ja, ja, das weiß ich wohl; doch ist der deine besser? Die Unzufriedenheit in dir wird täglich größer. Nicht einen Augenblick bist du mit Necken still. Man sei erst liebenswert, wenn man geliebt sein will. Warst du denn wohl der Mann, ein Mädchen zu beglücken? Erwarbst du dir ein Recht, mir ewig vorzurücken, Was doch im Grund nichts ist? Es wankt das ganze Haus; Du nimmst allein nichts ein, und gibst allein fast aus. Du lebst in Tag hinein; fehlt dir's, so machst du Schulden, Und wenn die Frau was braucht, so hat sie keinen Gulden, Und du fragst nicht darnach, wie sie ihn kriegen kann. Willst du ein braves Weib, so sei ein rechter Mann. Ach, es versucht uns nichts so mächtig als der Mangel; Die klügsten Fische treibt der Hunger an die Angel. Mein Vater gibt mir nichts, und hat der Mann nicht recht? Wir brauchen so genug, und alles geht so schlecht. Doch heute mußt ich ihn notwendig etwas bitten. Ha, sagt er, du kein Geld, und Söller fährt im Schlitten? Er gab mir nichts und lärmt mir noch die Ohren voll. Nun sag mir denn einmal, woher ich's nehmen soll? Denn du bist nicht der Mann, für eine Frau zu sorgen. Söller. O warte, liebes Kind, vielleicht empfang ich morgen Von einem guten Freund - Sophie. Wenn er ein Narr ist, ja! Zu holen sind gar oft die guten Freunde da; Doch einen, der was bringt, den hab ich noch zu sehen! Nein, Söller, künftighin kann es nicht mehr so gehen. Söller. Du hast ja, was man braucht. Sophie. Schon gut, das ist wohl was. Doch wer nie dürftig war, der will noch mehr als das. Von Jugend auf verwöhnt durch's Glück und seine Gaben, Hat man, soviel man braucht, und glaubt noch nichts zu haben. Die Lust, die jede Frau, die jedes Mädchen hat, Ich bin nicht hungrig drauf, doch bin ich auch nicht satt. Der Putz, der Ball - Genug, ich bin ein Frauenzimmer. Söller. Eh nun, so geh dann mit: ich sage dir's ja immer. Sophie. Daß wie das Karneval auch unsre Wirtschaft sei, Die kurze Zeit geschwärmt, dann auf einmal vorbei! Viel lieber sitz ich hier allein zu ganzen Jahren! Wenn er nicht sparen will, so muß die Frau wohl sparen. Mein Vater ist genug schon über mir erbost: Ich stille seinen Zorn und bin sein ganzer Trost. Nein, Herr! Ich helf Ihm nie mein eigen Geld verschwenden: Spar Er es erst an sich, um es an mich zu wenden! Söller. Mein Kind, für diesmal nur laß mich noch lustig sein, Und wenn die Messe kommt, so richten wir uns ein. Dritter Auftritt [Die Vorigen, ein Kellner.] Kellner. Herr Söller! Söller. Nun, was soll's? Kellner. Der Herr von Tirinette! Sophie. Der Spieler! Söller. Schick ihn fort! Daß ihn der Teufel hätte! Kellner. Er sagt, er muß Sie sehn. Sophie. Was will er dann bei dir? Söller [verwirrt zu Sophie]. Ach, er verreist - [Zum Kellner.] Ich komm! [Zu Sophie.] und er empfiehlt sich mir. [Ab.] Vierter Auftritt Sophie. Der mahnt ihn ganz gewiß! Er macht beim Spiele Schulden. Er bringt noch alles durch, und ich, ich muß es dulden. Dies ist nun alle Lust und mein geträumtes Glück! So eines Menschen Frau! Wie weit kamst du zurück! Wo ist sie hin, die Zeit, da sie zu ganzen Scharen, Die süßten jungen Herrn, zu deinen Füßen waren? Da jeder sein Geschick in deinen Blicken sah? Ich stand im Überfluß wie eine Göttin da, Aufmerksam um mich her die Diener meiner Grillen! Es war nur allzuviel, dies Herz mit Stolz zu füllen. Und ach! ein Mädchen ist wahrhaftig übel dran! Ist man ein bißchen hübsch, so steht man jedem an; Da summt uns unser Kopf den ganzen Tag von Lobe! Und welches Mädchen hält wohl diese Feuerprobe? Ihr könnt so ehrlich tun, man glaubt euch wohl aufs Wort, Ihr Männer! Auf einmal führt euch der Henker fort. Wenn's was zu naschen gibt, so sind wir all beim Schmause, Doch macht ein Mädchen Ernst, da ist kein Mensch zu Hause. So ist's mit unsern Herrn in dieser schlimmen Zeit; Es gehen zwanzig drauf, bis daß ein halber freit. Ich sah mich manchesmal betrogen und verlassen: Wer vierundzwanzig zählt, hat nichts mehr zu verpassen. Der Söller kam mir vor, und ich, ich nahm ihn an; Es ist ein schlechter Mensch, allein er ist ein Mann. Da sitz ich nun und bin nicht besser als begraben. Anbeter könnt' ich zwar noch in der Menge haben; Allein wenn eine Frau ein bißchen Tugend hat, So ist's der junge Herr in wenig Stunden satt. Bei Mädchen ist er gern mit Tändelei zufrieden, Er redet Sentiments, und ist nicht zu ermüden; Doch wenn nur eine Frau ein wenig spröde tut, So wundert er sich sehr und greift nach seinem Hut. Alcest ist wieder hier. Er ist's zu meiner Plage. Ach ehmals war er da, da waren's andre Tage. Wie liebt ich ihn! - Und noch! - Ich weiß nicht, was ich will! Ich flieh ihn, wo ich kann. Er ist nachdenkend, still, Ich fürchte mich vor ihm; die Furcht ist wohl gegründet. Ach wüßt er, was mein Herz noch jetzt für ihn empfindet! Er kommt! Ich zittre schon, mein Herz ist gar zu voll, Ich weiß nicht, was ich will, noch wen'ger, was ich soll. Fünfter Auftritt [Sophie. Alcest.] Alcest. Sind Sie einmal allein, und darf ein Freund es wagen? Sophie. Mein Herr. Alcest. Mein Herr! So klang's nicht in vergangnen Tagen. Sophie. Ja wohl, die Zeit verfliegt, und alles ändert sich. Alcest. Erstreckt sich denn die Macht der Zeit auch über dich, O Liebe! Bin ich's selbst, der mit Sophien redet? Bist du Sophie? Sophie [bittend]. Alcest! Alcest. Bist du's? Sophie. Ihr Vorwurf tötet Mein armes Herz. Alcest! Mein Freund, ich bitte Sie! Ich muß, ich muß hinweg! Alcest. Unzärtliche Sophie! Verlassen Sie mich, nur! - In diesem Augenblicke, Dacht ich, ist sie allein. Ich segnete mein Glücke. Nun, hofft ich, redet sie ein zärtlich Wort mit dir. O gehn Sie! Gehn Sie nur! - In diesem Zimmer hier Entdeckte mir Sophie zuerst die schönsten Flammen, Hier schloß sich unsre Brust zum erstenmal zusammen; An eben diesem Platz - erinnerst du dich noch? - Schwurst du mir ewge Treu! Sophie. O schonen Sie mich doch! Alcest. Ein schöner Abend war's - ich werd ihn nie vergessen! Dein Auge redete, und ich, ich ward vermessen. Mit Zittern botst du mir die heißen Lippen dar. Mein Herze fühlt es noch, wie sehr ich glücklich war. Da hattest du nicht Zeit, was sonst als mich zu denken, Und jetzo willst du mir nicht eine Stunde schenken? Du siehst, ich suche dich, du siehst, ich bin betrübt - Geh nur, du falsches Herz, du hast mich nie geliebt! Sophie. Ich bin geplagt genug, willst du mich auch noch plagen? Sophie dich nicht geliebt! Alcest, das darfst du sagen? Du warst mein ganzer Wunsch, du warst mein höchstes Gut; Für dich schlug dieses Herz, dir wallte dieses Blut. Und dieses Herz, mein Freund, das du einst ganz besessen, Kann nicht unzärtlich sein, es kann dich nicht vergessen. Die Liebe widersteht der Zeit, die alles raubt, Man hat nie recht geliebt, wenn man sie endlich glaubt. Allein - Es kommt jemand. Alcest. Nein! Sophie. Es ist hier gefährlich. Alcest. Auch nicht ein einzig Wort. O es ist zu beschwerlich. So geht's den ganzen Tag! Wie ist man nicht geplagt! Schon vierzehn Tage hier, und dir kein Wort gesagt! Ich weiß, du liebst mich noch, allein das wird mich töten. Niemals sind wir allein, was unter uns zu reden; Nicht einen Augenblick ist hier im Zimmer Ruh, Bald ist der Vater da, dann kommt der Mann dazu. Lang bleib ich dir nicht hier, das ist mir unerträglich. Allein, Sophie, wer will, ist dem nicht alles möglich? Sonst war dir nichts zu schwer, du halfest dir geschwind; Ein Drach war eingewiegt, und hundert Augen blind. O, wenn du wolltest - Sophie. Was? Alcest. Wenn du nur denken wolltest, Daß du Alcesten nicht verzweifeln machen solltest! Geliebte, suche dir doch nur Gelegenheit Zur Unterredung auf, die dieser Ort verbeut. O höre, heute nacht! dein Mann geht aus dem Hause, Man glaubt, ich gehe selbst zu einem Fastnachtsschmause; Allein, das Hintertor ist meiner Treppe nah - Es merkt's kein Mensch im Haus und ich bin wieder da. Den Schlüssel hab ich hier, und willst du mir erlauben - Sophie. Alcest, ich wundre mich - Alcest. Und ich, ich soll es glauben, Daß du kein hartes Herz, kein falsches Mädchen bist? Du schlägst das Mittel aus, das uns noch übrig ist. Wir kennen uns ja schon; was brauchst du dich zu schämen? Wär etwas anders da, ich wollte das nicht nehmen. Allein genug: heut nacht, Sophie, besuch ich dich. Doch kommt dir's sichrer vor, so komm, besuche mich! Sophie. Alcest, das ist zu viel! Alcest. Zu viel! O, schön gesprochen! Verflucht! zu viel! zu viel! Verderb ich meine Wochen Hier so umsonst? - Verdammt! was hält mich dieser Ort, Wenn mich Sophie nicht hält? Ich gehe morgen fort. Sophie. Geliebter! Bester! Alcest. Nein, du siehst, du kennst mein Leiden, Und du erbarmst dich nicht. Ich will dich ewig meiden! Sechster Auftritt [Vorige. Der Wirt.] [Alcest geht in der Stube auf und nieder. Sophie steht unentschlossen da. Der Wirt kommt mit einem Briefe.] Wirt. Da ist ein Brief; er muß von jemand Hohes sein; Das Siegel ist sehr groß, und das Papier ist fein. [Alcest nimmt den Brief und reißt ihn auf.] Wirt. In Stücken das Couvert, nur um geschwind zu wissen. Alcest [der den Brief kaum angesehen hat]. Ich werde morgen früh von hier verreisen müssen. Die Rechnung! Wirt. So geschwind! In dieser schlimmen Zeit Verreisen? Dieser Brief ist wohl von Wichtigkeit? Dürft ich mich unterstehn und Ihro Gnaden fragen? Alcest. Nein! Wirt [heimlich zu Sophien]. Frag ihn doch einmal, gewiß, dir wird er's sagen. [Er geht an den Tisch im Fond, schlägt in seinen Büchern nach, und schreibt die Rechnung.] Sophie [zärtlich]. Alcest, ist es gewiß? Alcest [weggewendet]. Das schmeichelnde Gesicht! Sophie. Alcest, ich bitte dich, verlaß Sophien nicht! Alcest. Nun gut, entschließe dich, mich heute nacht zu sehen. Sophie [vor sich]. Was soll, was kann ich tun? Er darf, er darf nicht gehen; Er ist mein einzger Trost, ich tue, was ich kann. Alcest. Nun, Liebste? Sophie. Doch mein Mann - Alcest. Der Henker hol den Mann! Nun, willst du? Sophie. Ob ich will? Alcest. Nun? Sophie. Ich will zu dir kommen. Alcest. Herr Wirt, ich reise nicht! Wirt [hervortretend]. So! [Zu Sophien.] Hast du was vernommen? Sophie. Er will nichts sagen. Wirt. Nichts? Siebenter Auftritt [Die Vorigen. Söller.] Söller. Mein Hut! Sophie. Da ist er. Hier! Alcest. Adieu, ich muß zum Schmaus. Söller. Ich wünsche viel Plaisir. Alcest [faßt Sophien bei der Hand]. Adieu, scharmante Frau! Söller [vor sich]. Der Kerl wird täglich kühner. Alcest [zum Wirt]. Ein Licht! Ich muß hinauf. Sophie. Adieu, Alcest! Wirt [begleitet ihn]. Ihr Diener. Alcest. Sie bleiben! Wirt. Gnädger Herr - Alcest. Herr Wirt, nicht einen Schritt! [Er geht ab.] Sophie. Nun, Söller, gehst du denn! Wie wär's, du nähmst mich mit? Söller. Warum sagst du's nicht eh. Sophie. O geh! es war im Scherze. Söller. Nein, nein, ich weiß es schon, es wird dir warm ums Herze. Wenn man so jemand sieht, der sich zum Balle schickt, Und man soll schlafen gehn, da ist hier was, das drückt. Es ist ein andermal. Sophie. O ja, ich kann wohl warten. Noch etwas: sei gescheit und hüt dich vor den Karten. Geruhge Nacht, Papa, ich will zu Bette gehn. Es ist schon spät. Wirt. Schlaf wohl! Söller [sieht ihr nach]. Nein, sie ist wahrlich schön! [Er läuft ihr nach und küßt sie.] Schlaf wohl, mein Schäfchen! [Sophie geht ab.] [Zum Wirt.] Nun, geht Er nicht auch zu Bette? Wirt. Das ist ein Teufelsbrief; wenn ich den Brief nur hätte! [Zu Söller.] Nun, Fastnacht! gute Nacht! Söller. Dank's! angenehme Ruh! Wirt. Herr Söller, wenn Er geht, mach Er das Tor recht zu! Söller. Ja, sorgen Sie für nichts! Achter Auftritt Söller [allein]. Was ist nun anzufangen? O, das verfluchte Spiel! Ich wollt, er wär gehangen, Der Karo-König - Ja - Nun gilt es witzig sein. Der Spieler borgt nicht mehr. Ich weiß nicht aus noch ein. Wie wär's? Alcest hat Geld, und hier: da hab ich Schlüssel Zu mehr als einem Schloß. Er greift nach meiner Schüssel Ja auch; und meine Frau ist ihm nicht sehr verhaßt - Eh nun! da lad ich mich einmal bei ihm zu Gast. Allein, kommt es heraus, so geben's schlimme Sachen. Ja, ich bin in der Not, was kann ich anders machen? Der Spieler will sein Geld, sonst prügelt er mich aus. Courage, Söller! Fort! Es schläft das ganze Haus. Und wird es auch entdeckt, so bist du wohl gebettet, Denn eine schöne Frau hat manchen Dieb gerettet. Zweiter Aufzug Erster Auftritt [Das Theater ist geteilt, der Hauptteil stellt das Zimmer Alcests, der kleinere einen Alkoven vor.] Söller, [im Domino, den Hut auf, die Maske vorm Gesicht, ohne Schuhe, kommt ganz leise zur Nebentüre herein, leuchtet vorsichtig mit einer Blendlaterne umher; da er alles still findet, kommt er mit leisen Schritten hervor an den Rand des Theaters, nimmt die Maske und den Hut ab und wischt sich das Gesicht]. Zum Leben braucht's nicht just, daß man so tapfer ist. Man kommt auch durch die Welt mit Schleichen und mit List. Der eine geht euch hin, bewaffnet mit Pistolen, Sich einen Sack mit Geld, vielleicht den Tod zu holen, Und ruft: Den Beutel her! Her! Ohn euch viel zu sperrn! Mit so gelaßnem Blut, als spräch er: Prost, ihr Herrn! Ein andrer zieht herum, mit zauberischen Händen Und Volten wie der Blitz die Uhren zu entwenden. Und wenn ihr's haben wollt, er sagt euch ins Gesicht: Ich stehle, gebt wohl acht! Er stiehlt, ihr seht es nicht. Mich machte die Natur nun freilich viel geringer; Mein Herz ist allzuleicht, zu plump sind meine Finger; Und doch kein Schelm zu sein, wird heutzutage schwer, Das Geld nimmt täglich ab, und täglich braucht man mehr. Doch ist's ein schlechtes Ding um halbe Bösewichter. Ich seh's, man wird zum Dieb geboren wie zum Dichter; Und pfuscht nur einer drein, so fühlt er wie der Blitz Die Peitsche der Kritik, die Rute der Justiz. Du bist nun einmal drin; nun hilf dich aus der Falle! Ach! alles meint zu Haus, ich sei schon lang beim Balle. Mein Herr Alcest, der schwärmt, mein Weibchen schläft allein; Die Konstellation wie kann sie schöner sein? [Er nimmt die Schatulle vom Tisch.] O komm, du Heiligtum! Du Gott in der Schatulle! Ein König ohne dich wär eine große Nulle. [Er zieht die Diebesschlüssel aus der Tasche und sagt unter dem Aufbrechen.] Habt Dank, ihr Dietriche! ihr seid der Trost der Welt! Durch euch erlang ich ihn, den großen Dietrich, Geld! Ich war einst Sekretär bei einem Bürgermeister. Ein Sekretär! Das ist kein Werk für kleine Geister, Es ist ein künstlich Amt und will getrieben sein. Ja, wie ich das noch war, da bild't ich mir was ein, Da ging ich wie ein Prinz. Ein Dieb wurd eingefangen, Die Schlüssel fanden sich, und er, er ward gehangen. Nun weiß man, die Justiz behält stets was für sich; Ich war nur Subaltern, das Eisen kam an mich; Ich hob es auf. Ein Ding mag noch so wenig taugen, Es kommt ein Augenblick, und man kann alles brauchen. Und jetzt - [Das Schloß geht auf.] O schön gemünzt! Ja, das ist wahre Lust! Die Tasche schwillt von Geld, von Freuden meine Brust - Wenn es nicht Angst ist. [Er horcht.] Horch! Verflucht! ihr feigen Glieder! Was zittert ihr? [Er fährt zusammen.] Horch! - Nichts! [Er macht die Schatulle zu.] Genug! Nun gut! [Er will gehen, erschrickt, und steht still.] Schon wieder! Es geht was auf dem Gang! Es geht doch sonst nicht um. Der Teufel hat vielleicht sein Spiel. Das Spiel wär dumm! Ist's eine Katze? Nein! Das geht nicht wie ein Kater. Geschwind! Es dreht am Schloß. [Er springt in den Alkoven und sieht durch die Vorhänge.] Behüt! mein Schwiegervater. Zweiter Auftritt [Der Wirt kommt im Schlafrocke, der Nachtmütze und Pantoffeln mit einem Wachsstock furchtsam zur Nebentüre herein. Söller im Alkoven horchend.] Wirt. Es ist ein närrisch Ding um ein empfindlich Blut, Es pocht, wenn man auch nur halbweg was Böses tut. Dächt ich nicht aus dem Brief was Wichtiges zu holen, Ich wär gewiß nicht da! Ich glaub, er kam aus Polen. Die Zeitung heutzutag ist unerträglich kalt, Das Neuste, was man hört, ist immer monatsalt. Der Zeitungsschreiber selbst ist wirklich zu beklagen, Gar öfter weiß er nichts, und oft darf er nichts sagen. Wär ich nur gnädger Herr, ich müßt Minister sein, Und jeglicher Kurier ging bei mir aus und ein. [Er sucht überall.] Er ging noch erst herauf, und holte Hut und Degen; Ich hoff doch auch, es war, den Brief bei Seit zu legen. [Er sucht.] Söller [im Alkoven]. Du guter alter Narr! ich seh wohl, es hat dich Der Diebs- und Zeitungsgott nicht halb so lieb als mich. Wirt. Ich find ihn nicht! [Er erschrickt.] O weh! Hör ich auch recht? Daneben Im Zimmer? [Er horcht.] Söller [erschrocken]. Riecht er mich vielleicht? Wirt. Es knistert eben, Als wär's ein Weiberschuh. Söller [getrost]. Schuh! Nein! das bin ich nicht. Wirt [bläst den Wachsstock aus]. Ft! Bleibe, wer da will! Geh auf! [Er kann das Schloß in der Eile nicht aufmachen, und läßt darüber den Wachsstock fallen; endlich stößt er die Tür auf und läuft davon.] Dritter Auftritt [Sophie mit einem Licht kommt zur Haupttüre herein; Söller im Alkoven.] Söller [erstaunt]. Ein Weibsgesicht! Fast so wie meine Frau! Ich hoffe nicht! Sophie [setzt das Licht auf den Tisch und kommt hervor]. Ich bebe Bei dem verwegnen Schritt. Söller [mit Karikatur]. Sie ist's! So wahr ich lebe! Adieu du armer Kopf! - Allein, gesetzten Falls, Ich zeigte mich! - Und dann - Ja, dann adieu mein Hals! Sophie. Sophie, du kommst zu ihm, was hast du unternommen? Doch kann es anders sein? Er darf zu dir nicht kommen, An meinem Zimmer ist mein Vater allzunah, Und hier ist alles leer. Söller. Leer, und der Mann ist da! Sophie. Ja, folgt der Liebe nur! Mit freundlichen Gebärden Lockt sie euch anfangs nach - Söller. Ich möchte rasend werden! Und darf nicht - Sophie. - Doch wenn ihr einmal den Weg verliert, Dann führt kein Irrlicht euch so schlimm, als sie euch führt. Söller. Jawohl, dir wär ein Sumpf gesünder als das Zimmer. Sophie. Bisher ging's ziemlich schlimm, doch es wird täglich schlimmer. Mein Mann macht's bald zu toll. Bisher gab's wohl Verdruß; Doch jetzt treibt er's, daß ich ihn gar verachten muß. Söller. O Hexe! Sophie. Meine Hand hat er, Alcest inzwischen Besitzt, wie sonst, mein Herz. Söller. Zu zaubern, Gift zu mischen, Ist nicht so schlimm! Sophie. Dies Herz, das er zuerst entflammt, Das erst durch ihn gefühlt, was Liebe sei - Söller. Verdammt - Sophie. Kalt, spröde war dies Herz, eh es Alcest erweichte. Söller. Ihr Männer! stündet ihr all nur einmal so Beichte! Sophie. Wie glücklich war ich sonst! Söller. Sonst! Nun, das ist vorbei! Sophie. Wie liebte mich Alcest! Söller. Pah! das war Kinderei! Sophie. Das Schicksal trennt uns bald, und ach! für meine Sünden Mußt ich mich - welch ein Muß - mit einem Vieh verbinden. Söller. Ich, Vieh? - Jawohl ein Vieh, von dem gehörnten Vieh! Sophie. Was seh ich? Söller. Was, Madam? Sophie. Des Vaters Wachsstock! Wie Kam er hieher? Vielleicht - Da werd ich fliehen müssen; Vielleicht belauscht er uns! - Söller. O setz ihr zu, Gewissen! Sophie. Nur das begreif ich nicht, wie er ihn hier verlor. Söller. Sie scheut den Vater nicht, mal ihr den Teufel vor! Sophie. Ach nein, das ganze Haus liegt schon in tiefem Schlafe. Söller. Die Lust ist mächtiger als alle Furcht der Strafe. Sophie. Mein Vater kann nicht wohl - Wer weiß, wie es geschah? Es mag drum sein! Söller. O weh! Sophie. Alcest ist noch nicht da! Söller. O dürft ich sie -! Sophie. Mein Herz schwimmt noch in seltnem Zweifel: Ich hoff und fürcht ihn doch. Söller. Ich fürcht ihn wie den Teufel! Und mehr noch. Käm er nur, der Prinz der Unterwelt, Ich bät ihn: hol mir sie! da hast du all das Geld! Sophie. Du bist zu zärtlich, Herz! Was ist denn dein Verbrechen? Versprachst du, treu zu sein? und konntest du versprechen, Dem Menschen treu zu sein, an dem kein gutes Haar, Der unverständig, grob, falsch? - Söller. Das bin ich! Sophie. Fürwahr, Wenn so ein Scheusal nicht den Abscheu gnug entschuldigt, So lob ich mir das Land, wo man dem Teufel huldigt. Er ist ein Teufel! Söller [ergrimmt]. Was! ein Teufel? Scheusal? Ich? Ich halt's nicht länger aus! [Er will herausbrechen. Doch da er Alcest erblickt, fährt er zurück.] Vierter Auftritt [Sophie, Söller im Alkoven, Alcest.] Alcest. Du wartest schon auf mich? Sophie [lächelnd]. Sophie kam dir zuvor. Alcest. Du zitterst? Sophie. Die Gefahren Von hier und dort - [Sie deutet auf Alcesten und auf die Türe.] Söller. Du! dir! das sind Präliminaren. Sophie. Du weißt es, was mein Herz um deinetwillen litt, Du kennst dies ganze Herz, verzeih ihm diesen Schritt. Alcest [mit Nachdruck]. Sophie! Sophie. Verzeihst du ihn, so fühl ich keine Reue. Söller. Ja, frage mich einmal, ob ich dir ihn verzeihe! Sophie. Warum kam ich hierher? Gewiß, ich weiß es kaum. Söller. Ich weiß es nur zu wohl! Sophie. Es ist mir wie ein Traum. Söller. Ich wollt, ich träumte! Sophie. Sieh, ein ganzes Herz voll Plagen Bring ich zu dir. Alcest. Der Schmerz vermindert sich im Klagen. Sophie. Ein sympathetisch Herz wie deines fand ich nie. Söller. Wenn ihr zusammen gähnt, das nennt ihr Sympathie! Vortrefflich! Sophie. Mußt ich nur dich so vollkommen finden, Um mit dem Gegensatz von dir mich zu verbinden? Ich hab ein Herz, das nicht tot für die Tugend ist. Alcest. Ich kenn's! Söller. Ja, ja, ich auch! Sophie. So liebenswert du bist, Alcest, ich würde nie aus meinen Schranken weichen, Wär Söller nicht ein Mann, um mich herauszuscheuchen. Söller. Sie lügt! Ein Mann von Stroh wär ich! Da seht ihr mich, Ihr Herren! Hat er denn so Waden stehn wie ich? Sophie. Ich dachte, da die Not mich zwang, dich zu verlassen, Ihn zu ertragen - Söller. Schön! Sophie. Allein ich muß ihn hassen. Söller. Noch schöner! Alcest. Du verdienst kein so unglücklich Band. Sophie. Dumm ohn ein gutes Herz, und boshaft ohn Verstand. Zum Schelmen viel zu feig, zu schlimm, um gut zu denken, Beschäftigt sich sein Kopf mit ungeschliffnen Ränken, Verleumdet, lügt, betrügt. Söller. Ich seh, sie sammelt schon Die Personalien zu meinem Leichsermon. Sophie. Mit ihm zu leben! denk, wie sehr mich das betrübte, Hofft ich nicht - Söller. Nur heraus! Sophie. Daß mich Alcest noch liebte. Alcest. Er liebt, er klagt wie du. Sophie. Das lindert meine Pein, Von Einem wenigstens, von dir beklagt zu sein. [Sie faßt ihn bei der Hand.] Alcest, bei dieser Hand, der teuern Hand, beschwöre Ich dich, behalte mir dein Herz gewogen! Söller. Höre, Wie schön sie tut! Sophie. Dies Herz, das nur für dich gebrannt, Weiß keinen andern Trost, als den von deiner Hand. Alcest. Ich kenne für dein Herz kein Mittel. Söller. Desto schlimmer! Schlägt's nicht am Herzen an, so sieht das Frauenzimmer Gern, daß man sonst kuriert. Sophie, [die sich auf Alcestens Arm lehnt]. Mein Freund! Söller [beängstigt]. Bald geht's zu weit! [Zum Parterre.] Es ist mein großes Glück, daß ihr da unten seid; Da schämen sie sich noch. [Alcest umarmt Sophien.] Nein! Er wird zu verwegen! Ich führ ihm gern an Kopf, hätt er nur keinen Degen. Sophie [ängstlich]. Grausamer, laß mich gehn! Söller [außer sich]. Verflucht! Wie sie sich ziert! Grausamer! Laß mich gehn! Das ist kapituliert. Pfui, schämen Sie sich doch! Die abgedroschne Leier, Wenn's schon bergunter geht! Wer gibt mir einen Dreier Für ihre Tugend? Sophie. Freund, noch diesen letzten Kuß, Und dann leb wohl! Alcest. Du gehst? Sophie. Ich gehe, denn ich muß. Alcest. Du liebst mich, und du gehst? Sophie. Ich geh, weil ich dich liebe. Ich würde einen Freund verlieren, wenn ich bliebe. Es strömt der Klagen Lauf am liebsten in der Nacht, An einem sichern Ort, wo nichts uns zittern macht. Man wird vertraulicher, je ruhiger man klaget; Allein für mein Geschlecht ist's stets zu viel gewaget. Die Liebe nennet sich zuerst Vertraulichkeit. Ein schmerzerweichtes Herz in dieser sichern Zeit Versagt dem Freunde nicht den Mund zu Freundschaftsküssen. Ein Freund ist auch ein Mensch. Söller. Sie scheint es gut zu wissen. Sophie. Leb wohl! Alcest. Vergiß es nie, daß ich der Deine sei. Söller [erholt]. Das Ungewitter zieht mir nah am Kopf vorbei. [Sophie geht ab. Alcest begleitet sie zur Haupttüre hinaus.] Fünfter Auftritt Söller [im Alkoven]. O Tod! Er geht mit ihr! Weh mir, ich bin verloren! Heraus aus deinem Nest! [Er wagt sich halb aus dem Alkoven und horcht.] Ich bin auf beiden Ohren Entweder wirklich taub - Sie ist doch noch nicht fort! Und dennoch rührt sich nichts, ich höre nicht ein Wort. Wie wär es, wenn ich mich ein bißchen näher machte? [Er wagt sich langsam an die große Türe.] Sie reden noch! Ganz leis! - Zum Henker! [Er meint, es käme jemand, und fährt wie ein Blitz in den Alkoven.] Sachte! Sachte! Es kömmt kein Mensch. [Er will wieder heraus.] Versuch's! [Er traut nicht.] Das ist zu viel gewagt. [In der äußersten Karikatur von Verlegenheit.] Was fang ich an! Ich bin ein Hahnrei! [Er rennt mit dem Kopf wider die Wand.] Ah! es ragt An meiner Stirne schon das Zeichen meiner Würde Hervor. Was ist zu tun? [Er schlägt auf die Tasche.] Komm, meine teure Bürde! Komm, rette dich mit mir, und leite mich zum Wein, Solang man trinken kann, läßt sich's noch glücklich sein. Der wohlgekrönte Stand ist keiner von den bösten; Als Hahnrei kann man sich eh als am Galgen trösten. [Eilig durch die Nebentüre fort.] Sechster Auftritt Alcest. Ihr großen Geister sagt, daß keine Tugend sei Und Liebe Sinnlichkeit und Freundschaft Heuchelei, Daß man kein einzig Herz mit festen Mauern finde, Daß nur Gelegenheit die Stärksten überwinde, Daß es, wenn man in uns das Laster je vermißt, Beim Jüngling Blödigkeit und Furcht beim Mädchen ist. Es zittert, spottet ihr, die unerfahrne Jugend. Doch ist dies Zittern nicht selbst ein Gefühl von Tugend? Ist diese Sympathie, dies schwimmende Gefühl, Dem man sich schwer entreißt, nichts als ein Fibernspiel? Wie süß verträumt ich nicht die jugendlichen Stunden Einst in Sophiens Arm. Ich hatte nichts empfunden, Bis mir der Druck der Hand, ihr Blick, ihr Kuß entdeckt, Wie's einem Neuling ist, wenn er die Wollust schmeckt. Uns führte keine Wahl mit klugem Rat zusammen, Wir sahn einander an, und standen schon in Flammen. Bist du der Liebe wert, ward da nicht lang gefragt; Es war erst halb gefühlt, und war schon ganz gesagt. Wir lebten lange so die süßen Augenblicke; Zuletzt verschlug es sich. Ich fluchte dem Geschicke, Und schwur, daß Freundschaft, Lieb und Zärtlichkeit und Treu Der Maskeradenputz verkappter Laster sei. Und sucht in dem Gewühl der körperlichen Triebe Den Tod des Vorurteils, von Tugend und von Liebe. Zuletzt verhärteten mich Wollust, Stolz und Zeit; Ich glaubte mich geschützt vor aller Zärtlichkeit. Stolz kehrt ich zu Sophien. Wie schön war sie geworden! Ich stutzte. »Ha, ihr Mann ist doch vom großen Orden Schon lange Ritter! Doch sie hat der Freunde mehr. Es sei drum! Wenn du kommst, so macht sie dir's nicht schwer. Ihr Sperren rührt mich nur, daß ich die Nase rümpfe: Gnung! Das gewohnte Spiel vom Faun und von der Nymphe.« So dacht ich, sah sie oft, allein da fühlt ich was, Ihr liederlichen Herrn, erklärt mir, was ist das? Das hier mich immer schilt, hier immer für sie redet, Mir alle Kühnheit raubt, und jeden Anschlag tötet. Sie nennt mich ihren Freund, eröffnet mir ihr Herz; Ich schwur die Freundschaft ab, doch teil ich ihren Schmerz. Sie sagt, sie habe mich als alle Menschen lieber; Ha! denk ich, Lieb ist Tand, und freu mich doch darüber. Sie liebt mich und verläßt doch ihre Tugend nie; Die Tugend glaub ich nicht, und doch verehr ich sie. Heut hofft ich ziemlich viel und wagte nichts zu nehmen. So bös und doch so feig! Ich muß mich wahrlich schämen. Entweder nennet mich Weib! Tückisch ohne Kraft! Wo nicht, so bin ich noch nicht völlig lasterhaft. Was ist's? was treibt dich an, ihr Leben zu versüßen? Ist's Lieb? Ist's Eigennutz? Gedenkst du zu genießen, Und willst es kaufen? Nein! Ich weiß, es fehlt ihr Geld, Und sie vertraut mir's nicht, das ist's, was mir gefällt. Ich sinne jetzo nur auf ein versteckt Geschenke; Ich habe just noch Geld. Gut, daß ich gleich dran denke. Ich muß es zählen. [Er öffnet die Schatulle.] Was! Was seh ich! Teufel! Leer! Von hundert Spezies kaum fünfundzwanzig mehr! Seit heute nachmittag! Wer konnte sie entwenden? Die Schlüssel kamen nicht die Zeit aus meinen Händen. Wer war im Zimmer? Ha! Sophie! Gedanke fort! Mein Diener? O, der liegt an einem sichern Ort. Er schläft, gleich will ich hin, mit Lärm ihn aufzuwecken; Wenn er der Täter ist, verrät er sich im Schrecken. Dritter Aufzug Erster Auftritt Die Wirtsstube. Der Wirt [im Schlafrocke, in dem Sessel hinter dem Tisch, worauf ein bald abgebrannt Licht, Kaffeezeug, Pfeifen und die Zeitungen. Nach den ersten Versen steht er auf und zieht sich in diesem Auftritt und dem Anfang des folgenden an.] Es steht mit Polen jetzt nicht eben allzugut! Allein ich passe drauf, was noch der Russe tut. Greift er's nur weislich an, so kann er nicht verlieren, Und er ist Kerls genug, den Türken abzuführen, Kommt er nur recht in Schuß, da tobt er wie ein Bär. Ich wüßte, was ich tät, wenn ich der Russe wär; Ich zög vor das Serail, und ohne viel zu fragen, Schickt ich den Großsultan ein wenig Zobeljagen. Krieg ich ihn nicht, den Brief, so komm ich nicht zur Ruh. Es ging wahrhaftig nicht mit rechten Dingen zu! Unmöglich scheint es mir, das Rätsel aufzulösen: Wenn man was Böses tut, fürcht man sich vor dem Bösen. Es war nicht mein Beruf, drum kam die Furcht mich an; Und doch für einen Wirt ist es nicht wohlgetan, Zu zittern, wenn's im Haus rumort und geht und knistert; Denn mit Gespenstern sind die Diebe nah verschwistert. Es war kein Mensch zu Haus, nicht Söller, nicht Alcest; Der Kellner konnt's nicht sein, die Mägde schliefen fest. Doch halt! - In aller Früh, so zwischen drei und viere, Hört ich ein leis Geräusch, es ging Sophiens Türe. Sie war vielleicht wohl selbst der Geist, vor dem ich floh. Es war ein Weibertritt, Sophie geht eben so. Was tat sie denn wohl da? - Man weiß, wie's Weiber machen; Sie visitieren gern und sehn der Fremden Sachen Und ihre Wäsche gern. Hätt ich nur dran gedacht, Ich hätte sie erschreckt und dann sie ausgelacht. Sie hätte mit gesucht, der Brief wär nun gefunden; Jetzt ist die schöne Zeit so ungebraucht verschwunden. Verflucht! Zur rechten Zeit fällt einem nie was ein, Und was man Gutes denkt, kommt meist erst hinterdrein. Zweiter Auftritt [Der Wirt. Sophie.] Sophie. Mein Vater, denken Sie! - Wirt. Nicht einmal guten Morgen? Sophie. Verzeihen Sie; mein Kopf schwillt von ganz andern Sorgen. Wirt. Warum? Sophie. Alcestens Geld, das er erst kurz empfing, Ist miteinander fort. Wirt. Fort! das verfluchte Ding Um's Königs Pharao! Sophie. Nicht doch, es ist gestohlen! Wirt. Wie? Sophie. Ei, vom Zimmer weg! Wirt. Den soll der Henker holen, Den Dieb! Wer ist's? Geschwind! Sophie. Wer's wüßte! Wirt. Hier im Haus? Sophie. Ja, von Alcestens Tisch, aus der Schatull heraus. Wirt. Und wann? Sophie. Heut nacht! Wirt [vor sich]. Das ist für meiner Neugier Sünden! Die Schuld kommt noch auf mich, man wird den Wachsstock finden. Sophie [vor sich]. Er ist bestürzt und murrt, hat er's wohl selbst getan? Im Zimmer war er nun, der Wachsstock klagt ihn an. Wirt [vor sich]. Hat es Sophie wohl selbst? Verflucht! das wär noch schlimmer! Sie wollte gestern Geld, und war heut nacht im Zimmer. [Laut.] Das ist ein dummer Streich! Gib acht! der tut uns weh; Wohlfeil und sicher sein ist unsre Renommee. Sophie. Wie's ihm ein Schaden ist, so ist's auch uns ein Schaden; Es wird am Ende doch dem Gastwirt aufgeladen. Wirt. Ja, und es ist ein Ding, für das er gar nichts kann; Ist Diebsgesind im Haus, wer ist's? Weiß er es dann? Es ist ein arger Streich! Sophie. Es schlägt mich gänzlich nieder. Wirt [vor sich]. Aha, es wird ihr bang. [Laut, etwas verdrießlich.] Ich wollt', er hätt es wieder! Ich wär recht froh. Sophie [vor sich]. Schon gut, die Reue kommt ihm ein. [Laut.] Und wenn er's wieder hat, so mag der Täter sein, Wer will; man sagt's ihm nicht, und ihn bekümmert's weiter Auch nicht. Wirt [vor sich]. Wenn sie's nicht hat, bin ich ein Bärenhäuter! [Laut.] Du bist ein gutes Kind, und mein Vertraun zu dir - Wart nur! [Er geht, nach der Türe zu sehen.] Sophie [vor sich]. Gebt acht, er kommt und offenbart sich mir! Wirt. Ich kenne dich, Sophie; du pflegtest nie zu lügen. Sophie. Eh hab ich aller Welt als Ihnen was verschwiegen. Drum hoff' ich diesesmal auch zu verdienen - Wirt. Schön! Du bist mein Kind; und was geschehn ist, ist geschehn. Sophie. Papa, ich nehm's gewiß nicht strenger, als Sie's nehmen. Wirt. Es ist was Menschliches; nichts um sich viel zu schämen. Daß du im Zimmer warst, das weiß kein Mensch als ich. Sophie [erschrocken]. Sie wissen? Wirt [lächelnd]. Ich war drin, du kamst, ich hörte dich; Ich wußt nicht, wer es war, und lief, als käm der Teufel. Sophie [vor sich]. Ja, ja, er hat das Geld! Nun ist es außer Zweifel. Wirt. Erst jetzo fiel mir ein, ich hört dich heute früh. Sophie. Und was vortrefflich ist, es denkt kein Mensch an Sie. Ich fand den Wachsstock - Wirt. Du? Sophie. Ich! Wirt. Schön, bei meinem Leben! Nun sag, wie machen wir's, daß wir's ihm wiedergeben? Sophie. Sie sagen: »Herr Alcest! verschonen Sie mein Haus; Das Geld ist wieder da, ich hab den Dieb heraus. Sie wissen selbst, wie leicht Gelegenheit verführet; Doch kaum war es entwandt, so war er schon gerühret, Bekannt und gab es mir. Da haben Sie's! Verzeihn Sie ihm!« - Gewiß, Alcest wird gern zufrieden sein. Wirt. So was zu fädeln, hast du eine seltne Gabe. Sophie. Ja, bringen Sie's ihm so! Wirt. Gleich! wenn ich's nur erst habe. Sophie. Sie haben's nicht? Wirt. Eh nein! Wo hätt' ich es denn her? Sophie. Woher? Wirt. Nun ja! Woher? Gabst du mir's denn? Sophie. Und wer Hat's denn? Wirt. Wer's hat! Sophie. Jawohl! wenn Sie's nicht haben? Wirt. Possen! Sophie. Wo taten Sie's denn hin? Wirt. Ich glaub, du bist geschossen! Hast du's denn nicht? Sophie. Ich! Wirt. Ja! Sophie. Wie käm ich denn dazu? Wirt [macht ihr pantomimisch das Stehlen vor]. Eh! Sophie. Ich versteh Sie nicht! Wirt. Wie unverschämt bist du! Jetzt, da du's geben sollst, gedenkst du auszuweichen. Du hast's ja erst bekannt. [Zum Parterre.] Ihr Herrn seid meine Zeugen. Sophie. Nein, das ist mir zu hoch! Jetzt klagen Sie mich an; Und sagten nur erst jetzt, Sie hätten's selbst getan! Wirt. Du Kröte! Ich's getan! Ist das die schuld'ge Liebe, Die Ehrfurcht gegen mich? Du machst mich gar zum Diebe, Da du die Diebin bist! Sophie. Mein Vater! Wirt. Warst du nicht Heut früh im Zimmer? Sophie. Ja! Wirt. Und sagst mir ins Gesicht, Du hättest nicht das Geld? Sophie. Beweist das gleich? Wirt. Ja! Sophie. Waren Sie denn nicht auch heut früh - Wirt. Ich faß dich bei den Haaren, Wenn du nicht schweigst und gehst! [Sie geht weinend ab.] Du treibst den Spaß zu weit, Nichtswürdge! - Sie ist fort! Es war ihr hohe Zeit! Vielleicht bild't sie sich ein, mit Leugnen durchzukommen! Das Geld ist einmal fort, und gnug, sie hat's genommen! Dritter Auftritt [Alcest in Gedanken. Der Wirt.] Wirt [verlegen und bittend]. Ich bin recht sehr bestürzt, daß ich erfahren muß -! Ich sehe, gnädger Herr, Sie sind noch voll Verdruß. Doch bitt ich, vorderhand es gütigst zu verschweigen; Es wird sich wohl ein Weg zum Wiederkommen zeigen. Erfährt man's in der Stadt, so freun die Neider sich, Und ihre Bosheit schiebt wohl alle Schuld auf mich. Es kann kein Fremder sein, ein Hausdieb hat's genommen. Sein Sie nur nicht erzürnt, es wird schon wiederkommen. Wie hoch beläuft sich's denn? Alcest. Auf achtzig Taler. Wirt. Ei! Alcest. Doch achtzig Taler - Wirt. Pest! sind keine Kinderei! Alcest. Und dennoch wollt ich sie vergessen und entbehren, Wüßt ich, durch wen und wie sie weggekommen wären. Wirt. Wenn man das Geld nur hat, so fragt man nicht einmal, Ob's Michel oder Hans, und wann und wie er's stahl. Alcest [vor sich]. Mein Diener hat es nicht, er ist kein Mensch zum Rauben. Und in dem Zimmer war - Nein, nein, ich mag's nicht glauben! Wirt. Sie brechen sich den Kopf? Es ist vergebne Müh, Genug, ich schaff das Geld. Alcest. Mein Geld? Wirt. Ja, wetten Sie! Genung, schaff ich sie nicht, die achtzig bare Taler, So nennet mich Pique As, Mann von Papier, Hans Prahler! Alcest. Sie wissen also? - Wirt. Hm! Ich bring's heraus, das Geld. Alcest. Ei, sagen Sie mir's doch - Wirt. Nicht um die ganze Welt! Alcest. Wer nahm's, ich bitte Sie! Wirt. Ich sag, ich darf's nicht sagen. Alcest. Doch jemand aus dem Haus? Wirt. Sie werden's nicht erfragen. Alcest. Vielleicht die junge Magd? Wirt. Die gute Hanne! Nein! Alcest. Der Kellner hat's doch nicht? Wirt. Der Kellner! das kann sein! Alcest. Die Köchin ist zu dumm - Wirt. Ich wollte nicht drauf schwören. Alcest. Der Küchenjunge Hans? Wirt. Ja, ja, das läßt sich hören. Alcest. Der Gärtner könnte wohl - Wirt. Bald, balde sind Sie da. Alcest. Der Sohn des Gärtners? Wirt. Nein! Alcest. Vielleicht - Wirt [halblaut]. Der Haushund? - Ja. Alcest [vor sich]. Wart nur, du dummer Kerl; ich weiß dich schon zu kriegen! [Laut.] So hab's denn, wer es will! Daran kann wenig liegen, Wenn's wiederkommt! [Er tut, als ging er weg.] Wirt. Jawohl! Alcest [als wenn ihm etwas einfiele]. Herr Wirt! Mein Tintenfaß Ist leer, und dieser Brief verlangt expreß - [Er zieht den Brief aus der Tasche.] Wirt. Ei was! Erst gestern kam er an, und heute schon zu schreiben, Es muß was Wichtigs sein. Alcest. Er darf nicht liegenbleiben. Wirt. Es ist ein großes Glück, wenn man korrespondiert. Alcest. Nicht eben allemal! Die Zeit, die man verliert, Wird nicht sogleich ersetzt. Wirt. O das geht wie im Spiele: Da kommt ein einzger Brief, und tröstet uns für viele. Verzeihn Sie, gnädger Herr! Der gestrige enthält Viel Wichtigs? Dürft ich wohl -? Alcest. Nicht um die ganze Welt! Wirt. Vielleicht vom Norden her? Alcest. Ich sag, ich darf's nicht sagen. Wirt. Aus Polen denk ich wohl? Alcest. Sie werden's nicht erfragen. Wirt. Vielleicht vom Könige? Alcest. Vom armen König? Nein! Wirt. Gewiß vom Türkenmarsch? Alcest. Vom Türken? Das kann sein! Wirt. Doch nicht vom Paoli? Alcest. Ich wollte nicht drauf schwören. Wirt. Vom Fünfundvierziger? Alcest. Nun ja, das läßt sich hören. Wirt. Doch vom Kometen nichts? Alcest. Bald, balde sind Sie da. Wirt. Vom sächsischen Gespenst? Alcest. Dem Jesuiten? Ja! Wirt. Sie scheinen gar nicht viel auf Ihren Knecht zu bauen. Alcest. Wer selbst mißtrauisch ist, verdient der viel Vertrauen? Wirt. Und was verlangen Sie für ein Vertraun von mir? Alcest. Wer ist der Dieb? Mein Brief steht gleich zu Diensten. Hier: Sehr billig ist der Tausch, wozu ich mich erbiete. Nun, wollen Sie den Brief? Wirt [konfundiert und begierig]. Ach, allzuviele Güte! [Vor sich.] Wär's nur nicht eben das, was er von mir begehrt. Alcest. Sie sehen doch, ein Dienst ist wohl des andern wert. Und ich verrate nichts, ich schwör bei meiner Ehre. Wirt. Wenn nur der Brief nicht gar zu appetitlich wäre! Allein wie? wenn Sophie - Eh nun! das mag sie sehn! Die Reizung ist zu groß, kein Mensch kann widerstehn! Er wässert mir das Maul, wie ein gebeizter Hase. Alcest [vor sich]. So stach kein Schinken je dem Windhund in die Nase. Wirt [beschämt, nachgebend und noch zaudernd]. Sie wollen's, gnädger Herr, und Ihre Gütigkeit - Alcest [vor sich]. Jetzt beißt er an. Wirt. Zwingt mich auch zur Vertraulichkeit. [Zweifelnd und halb bittend.] Versprechen Sie, soll ich auch gleich den Brief bekommen? Alcest [reicht den Brief hin]. Den Augenblick. Wirt, [der sich langsam dem Alcest, mit unverwandten Augen auf den Brief, nähert.] Der Dieb - Alcest. Der Dieb! Wirt. Der's weggenommen, Ist - Alcest. Nur heraus! Wirt. Ist mei- Alcest. Nun? Wirt [mit einem herzhaften Tone, und fährt zugleich zu und reißt Alcesten den Brief aus der Hand.] Meine Tochter! Alcest [erstaunt]. Wie? Wirt [läuft hervor an die Lichter, reißt vor geschwindem Aufmachen das Kuvert in Stücken und fängt an zu lesen.] »Hochwohlgeborner Herr!« Alcest [kriegt ihn bei der Schulter]. Sie wär's? Nein, sagen Sie Die Wahrheit! Wirt [ungeduldig]. Ja, sie ist's! O, er ist unerträglich! Er liest. »Insonders« - Alcest [wie oben]. Nein, Herr Wirt! Sophie! das ist unmöglich! Wirt [reißt sich los und fährt, ohne ihm zu antworten, fort]. »Hochzuverehrender« - Alcest [wie oben]. Ich bin ganz stumm davon. Wirt [wie oben]. Ich wollt, er wär es. »Herr« - Alcest [wie oben]. So hören Sie! Wirt [wie oben]. »Patron« - Alcest. Sie sind ein dummer Kerl. Wirt. Von Herzen gern. Alcest. Sie taugen Zu nichts! Wirt. Ja, gnädger Herr. Alcest [im Abgehen für sich]. Das will ich nun schon brauchen. Vierter Auftritt Der Wirt [liest und spricht dazwischen]. »Und Gönner« - Ist er fort? - »Die viele Gütigkeit, Die mir so manchen Fehl verziehen hat, verzeiht Mir, hoff ich, diesmal auch.« - Was gibt's denn zu verzeihen? »Ich weiß es, gnädger Herr, daß Sie sich mit mir freuen.« Schon gut! - »Der Himmel hat mir heut ein Glück geschenkt, Das jeden Bauern freut, und manchen Reichen kränkt, Er hat vom sechsten Sohn mein liebes Weib entbunden.« Ich bin des Tods! »Ganz früh hat er sich eingefunden, Der Knab« - Der Balg! Der -! O ersäuft! erdrosselt ihn! »Nun macht Ihr gütig Hetz mich armen Mann so kühn« - Ach ich ersticke fast! »Und bitte Ihro Gnaden -!« An Galgen mit dem Hund, den Schindersknecht zum Paten! Wie heißt er denn, der Kerl mit seiner Hecke da? Franz. Ah, nun kommt Latein! Can - Candidatus? Ja. Ein Kandidat, o ja, die sind sonst wohl bei Blute. Theologiae; und - wie? Pachter auf dem Gute. Wart nur, das geht dir nicht so ungenossen aus! Alcest! Ich will dich schon! Du sollst mir aus dem Haus! Mich, einen alten Mann, so schändlich anzuführen! Wie möcht ich ihm an Hals! Ich ließ ihn gern zitieren. Doch meine Tochter! O! das Henkersding geht schief! Und ich verrate sie um den Gevatternbrief! [Er faßt sich in die Perücke.] Schweinsaug'ger Ochsenkopf mit wahren Eselsohren! Der Brief! Das Geld! Der Streich! Ich bin als wie verloren, So dumm! So voll Begier nach Rach und Prügeln. Ha! [Er erwischt einen Stock und läuft auf dem Theater herum.] Ist denn kein Buckel nicht für meinen Hunger da? O wär ich doch ein Wind mit ein paar hundert Flügeln, Ich möcht die ganze Welt, Sonn, Mond und Sterne prügeln. Ich sterbe, wenn ich nicht - Zerbräch nur eins ein Glas, So hätt ich doch Raison; beging der Jung nur was! [Er stößt auf seinen Sessel und prügelt ihn aus.] Weh, bist du staubig! Nun komm her, du sollst mich laben. Alcest! o könnt ich doch so deinen Buckel haben! Fünfter Auftritt [Der Wirt schlägt immer fort. Söller kommt ganz in der ersten Kulisse heraus und erschrickt; er ist im Domino, die Maske auf den Arm gebunden, und hat ein halbes Räuschchen.] Söller. Was gibt's? Was? Ist er toll? Nun sei auf deiner Hut, Das wär ein schön Emploi, des Sessels Substitut! Was für ein böser Geist mag doch den Alten plagen? [Zum Parterre.] Wer Herz von Ihnen hat, der komm herauf und frag'en! Wirt [ohne Söllern zu sehn]. Ich kann nicht mehr! o weh! es schmerzt mich Rück' und Arm! [Er wirft sich in den geprügelten Sessel.] Ich schwitz am ganzen Leib. Söller [vor sich]. Ja, ja, Motion macht warm. [Er zeigt sich dem Wirt.] Herr Vater! Wirt. Ah, Mosje! Er lebt die Nacht beim Sause, Ich quäle mich zu Tod, und Er läuft aus dem Hause? Da trägt der Fastnachtsnarr zum Tanz und Spiel sein Geld, Und lacht, wenn hier im Haus der Teufel Fastnacht hält! Söller. So aufgebracht? Wirt. O wart, ich will mich nicht mehr quälen. Söller. Was gab's? Wirt [zornig]. Alcest, Sophie! Soll ich's Ihm noch erzählen? Söller. Nein, nein. Wirt. Wärt Ihr geholt, so hätt ich endlich Ruh, Und der verdammte Kerl, der Kandidat, dazu! [Ab.] Sechster Auftritt Söller [mit Karikatur von Angst]. Was gab's? Weh dir! vielleicht in wenig Augenblicken! - Gib deine Stirne preis! Parier nur deinen Rücken! Vielleicht ist's 'raus! O weh! O wüßt ihr, wie mir's graust! Es wird mir siedend heiß. So war's dem Doktor Faust Nicht halb zumut! Nicht halb war's so Richard dem Dritten! Höll da! der Galgen da! der Hahnrei in der Mitten! [Er läuft wie unsinnig herum, endlich besinnt er sich.] Ach, des gestohlnen Guts wird keiner jemals froh! Geh, Memme, Bösewicht! Warum erschrickst du so? Vielleicht ist's nicht so schlimm. Ich will es schon erfahren. [Er erblickt Alcesten und läuft fort.] O weh! er ist's! er ist's! Er faßt mich bei den Haaren. Siebenter Auftritt Alcest. Solch einen schweren Streit empfand dies Herz noch nie. Das seltene Geschöpf, in dem die Phantasie Des zärtlichen Alcests das Bild der Tugend ehrte, Die ihn den höchsten Grad der süßten Liebe lehrte, Ihm Gottheit, Mädchen, Freund, in allem alles war - Jetzt so herabgesetzt! Es überläuft mich! Zwar Ist sie so ziemlich weg, die Hoheit der Ideen; Ich laß sie als ein Weib bei andern Weibern stehen; Allein so tief! so tief! Das treibt zur Raserei. Mein widerspenstig Herz steht ihr noch immer bei. Wie klein! Kannst du denn das nicht über dich vermögen? Ergreif das schöne Glück, es kommt dir ja entgegen. Ein unvergleichlich Weib, das du begierig liebst, Braucht Geld. Geschwind, Alcest, der Pfennig, den du gibst, Trägt seinen Taler. Nun hat sie sich's selbst genommen; Schon gut, da mag sie noch einmal mit Tugend kommen! Geh wie ein Débauché, und sag mit kaltem Blut: Madam, Sie haben doch das Geld genommen; gut, Es ist mir herzlich lieb, nur ohne Furcht bedienen Sie sich der wenigen. Was mein ist, ist auch Ihnen. Dann den vertrauten Ton von halbem Mann und Frau - Und selbst die Tugend nimmt nicht alles so genau, Wenn man hübsch sachte geht. Weit eher wird sie weichen. Sie kommt, du bist bestürzt. Das ist ein schlimmes Zeichen. Alcest, du schickst dich nicht zur Bosheit, zum Betrug; Dein Herz ist übrig bös, allein nicht stark genug. Achter Auftritt [Alcest. Sophie.] Sophie. Was machen Sie, Alcest! Sie scheinen mich zu fliehen. Hat denn die Einsamkeit so viel, Sie anzuziehen? Alcest [munter]. Für diesmal weiß ich nichts, was mich besonders zog, Und ohne viel Raison gibt's manchen Monolog. Sophie. Zwar der Verlust ist groß und kann Sie billig schmerzen. Alcest. Ei wohl, was will das sein. Es liegt mir nicht am Herzen! Wir haben's ja; was ist's denn um das bißchen Geld, Laßt's fallen, wenn es nur in gute Hände fällt. Sophie. Die große Gütigkeit wird gerne zum Verschwenden. Alcest. Oh, ein Verschwender weiß sein Geld oft anzuwenden. Sophie. Wie soll ich das verstehn? Alcest [lächelnd]. Das? Sophie. Ja, wie paßt das hier? Alcest. Sie kennen mich, Sophie, sein Sie vertraut mit mir! Das Geld ist einmal fort! Wo's liegt, da mag es liegen! Hätt ich es eh gewußt, ich hätte stillgeschwiegen; Da sich die Sache so verhält - Sophie [erstaunt]. So wissen Sie? Alcest [mit Zärtlichkeit, er ergreift ihre Hand und küßt sie]. Ihr Vater! - Ja, ich weiß's, geliebteste Sophie! Sophie [verwundert und beschämt]. Und Sie verzeihn? Alcest. Verzeihn? Ist hier denn ein Verbrechen? Sophie. Mich dünkt - Alcest. Erlaube mir, daß wir von Herzen sprechen. Du weißt es, daß Alcest noch immer für dich brennt. Das Glück entriß dich mir, und hat uns nicht getrennt: Dein Herz ist immer mein, meins immer dein geblieben. Mein Geld ist alles dein, so gut, als wär's verschrieben; Du hast ein gleiches Recht an all mein Gut, wie ich. Nimm, was du gerne hast, Sophie, nur liebe mich! [Er umarmt sie; sie schweigt.] Befiehl! Du findest mich zu allem gleich erbötig. Sophie [stolz, indem sie sich von ihm losreißt]. Respekt vor Ihrem Geld! allein ich hab's nicht nötig. Was ist das für ein Ton? Ich weiß nicht, faß ich's recht? Ha! Sie verkennen mich. Alcest [pikiert]. O, Ihr ergebner Knecht Kennt Sie nur gar zu wohl, und weiß auch, was er fodert, Und sieht nicht ein, warum Ihr Zorn so heftig lodert. Wer sich so weit vergeht - Sophie [erstaunt]. Vergeht? wie das? Alcest. Madam! Sophie [aufgebracht]. Was soll das heißen, Herr? Alcest. Verzeihn Sie meiner Scham: Ich liebe Sie zu sehr, um so was laut zu sagen. Sophie [mit Zorn]. Alcest! Alcest. Belieben Sie nur den Papa zu fragen. Der sagte mir es. Sophie [mit einem Ausbruch von Heftigkeit]. Was? Ich will es wissen! Was? Der Teufel! Wollen Sie! Alcest. Er sagte, daß Sie das - Sophie [wie oben]. Nun! das! Alcest. Eh nun! daß Sie - daß Sie das Geld genommen. Sophie [mit Wut und Tränen, indem sie sich wegwendet]. Er darf! Ist es so weit mit seiner Bosheit kommen? Alcest [bittend]. Sophie! Sophie [weggewendet]. Sie sind nicht wert - Alcest [wie oben]. Sophie! Sophie. Mir vom Gesicht! Alcest. Verzeihn Sie! Sophie. Weg von mir! Nein, ich verzeih es nicht! Mein Vater scheut sich nicht, mir meinen Ruf zu rauben. Und von Sophien? Wie? Alcest, Sie konnten's glauben? Ich hätt es nicht gesagt, um alles Gut der Welt; Allein es muß heraus! Mein Vater hat das Geld. [Eilig ab.] Neunter Auftritt [Alcest, hernach Söller.] Alcest [wirft sich in den Sessel]. Nun, Herr Alcest, wie steht's! Nun wärst du ziemlich klüger. Der Vater und Sophie, und eins wär der Betrüger. Sie sind doch beide sonst von allem Vorwurf rein. Ha, Söller! Still einmal! Doch nein, es kann nicht sein; Er war die ganze Nacht nicht hier im Haus; vor allen Wär sicher mein Verdacht auf diesen Kerl gefallen. Er ist am fähigsten zu Bosheit, Trug und List. Allein wie kann es sein, daß er der Täter ist? Söller [in gewöhnlicher Kleidung, mit einer Weinlaune]. Da sitzt er. Uh! mir ist kein Mensch verhaßt wie dieser. Es steht ihm an der Stirn: Hirschapotheksproviser. Alcest [vor sich]. Da kommt er, wie bestellt! [Laut.] Wie steht's, Herr Söller? Söller. Dumm! Es geht mir die Musik noch so im Kopf herum. [Er reibt die Stirn.] Er tut mir greulich weh. Alcest. Sie waren auf dem Balle; Viel Damen da? Söller. Wie sonst! Die Maus läuft zu der Falle, Weil Speck dran ist. Alcest. Ging's brav? Söller. Gar sehr! Alcest. Was tanzten Sie Söller. Ich hab nur zugesehn. [Zum Parterre.] Dem Tanz von heute früh. Alcest. Herr Söller nicht getanzt? ei, das ist zu verwundern; Da blieb ich lieber weg. Söller. Ich wollte mich ermuntern. Alcest. Und ging es nicht? Söller. Eh, nein! im Kopfe drückt es mich Gewaltig, und da war mir's gar nicht tanzerlich. Alcest. Ei! Söller. Und das Schlimmste war, ich konnte gar nicht wehren: Je mehr ich hört und sah, verging mir Sehn und Hören. Alcest. So arg? Das ist mir leid! Das Übel kommt geschwind. Söller. O nein, ich spür es schon - seitdem Sie bei uns sind, Und länger. Alcest. Sonderbar! Söller. Und ist nicht zu vertreiben. Alcest. Eh, laß Er sich den Kopf mit warmen Tüchern reiben! Vielleicht verzieht es sich. Söller [vor sich]. Ich glaub, er spottet noch! [Laut.] Ja, das geht nicht so leicht. Alcest. Am Ende gibt sich's doch. Und es geschieht Ihm recht. Es wird noch besser kommen! Er hat die arme Frau nicht einmal mitgenommen, Wenn Er zum Balle ging; und es ist gar nicht fein, Er läßt der jungen Frau das kalte Bett allein. Söller. Ah! Sie bleibt gern zu Haus und läßt mich immer schwärmen; Denn sie versteht die Kunst, sich ohne mich zu wärmen. Alcest. Das wäre doch kurios! Söller. O ja, wer 's Naschen liebt, Der merkt sich ohne Wink, wo's was zum besten gibt. Alcest [pikiert]. Wieso verblümt? Söller. Es ist ganz deutlich, was ich meine. Exempli gratia: des alten Vaters Weine Trink ich recht gern; allein er rückt nicht gern heraus, Er schont das Seinige; da trink ich außerm Haus! Alcest [mit Ahndung]. Mein Herr, bedenken Sie! - Söller [mit Hohn]. Herr! Freund von Frauenzimmern! Sie ist nun meine Frau, und Sie kann's nichts bekümmern, Und wenn sie noch ihr Mann für sonst was anders hält. Alcest [mit zurückgehaltenem Zorne]. Was Mann! Mann oder nicht! Ich trotz der ganzen Welt; Und unterstehn Sie sich, noch einmal was zu sagen - Söller [geschreckt, vor sich]. O schön! Ich soll ihn noch wohl gar am Ende fragen, Wie tugendhaft sie ist? [Laut.] Mein Herd ist doch mein Herd! Trotz jedem fremden Koch! Alcest. Er ist die Frau nicht wert! So schön, so tugendhaft! so vielen Reiz der Seele! So viel ihm zugebracht! es ist nichts, was ihr fehle. Söller. Sie hat, ich hab's gemerkt, besondern Reiz im Blut, Und auch der Kopfschmuck war ein zugebrachtes Gut. Ich war prädestiniert zu einem solchen Weibe, Und zwar zum Hahnrei schon gekrönt in Mutterleibe. Alcest [herausbrechend]. Herr Söller! Söller [keck]. Soll er was? Alcest [zurückhaltend]. Ich sag Ihm, sei Er still! Söller. Ich will doch sehn, wer mir das Maul verbieten will. Alcest. Hätt ich Ihn anderswo, ich wies Ihm, wer es wäre! Söller [trocken]. Der beste Champion für meines Weibes Ehre. Alcest. Gewiß! Söller. Es weiß kein Mensch so gut, wie weit sie geht. Alcest. Verflucht! Söller. O Herr Alcest! wir wissen ja, wie's steht. Nur still! ein bißchen still! Wir wollen uns vergleichen, Und da versteht sich's schon, die Herren Ihresgleichen, Die schneiden meist für sich das ganze Kornfeld um, Und lassen dann dem Mann das Spicilegium. Alcest. Mein Herr, ich wundre mich, daß Sie sich unterfangen. Söller. O, mir sind auch gar oft die Augen übergangen, Und täglich ist mir's noch, als röch ich Zwiebeln. Alcest [zornig und entschlossen]. Wie? Mein Herr, nun geht's zu weit! Heraus! Was wollen Sie? Was, glauben Sie, vermag Sophiens Ehr zu rauben? Söller [herzhaft]. Eh, Herre, was man sieht, das geht noch übers Glauben. Alcest. Wie! sieht? Wie nehmen Sie das Sehen? Söller. Wie man's nimmt. Vom Hören und vom Sehn. Alcest. Ha! Söller. Nur nicht so ergrimmt! Alcest [mit dem entschlossensten Zorne]. Was haben Sie gehört? Was haben Sie gesehen? Söller [erschrocken, will sich wegbegeben]. Erlauben Sie, mein Herr! Alcest [ihn zurückhaltend]. Wohin? Söller. Beiseit zu gehen. Alcest. Sie kommen hier nicht los! Söller [vor sich]. Ob ihn ein Teufel plagt! Alcest. Was hörten Sie? Söller. Ich? Nichts! Man hat mir's nur gesagt! Alcest [dringend zornig]. Wer war der Mann? Söller. Der Mann! das war ein Mann. Alcest [heftiger und auf ihn losgehend]. Geschwinde! Söller [in Angst]. Der's selbst mit Augen sah. [Herzhafter.] Ich rufe dem Gesinde! Alcest [kriegt ihn beim Kragen]. Wer war's? Söller [will sich losreißen]. Was Hölle! Alcest [hält ihn feste]. Wer? Sie übertreiben mich! [Er zieht den Degen.] Wer ist der Bösewicht? der Schelm? der Lügner? Söller [fällt vor Angst auf die Kniee]. Ich! Alcest [drohend]. Was haben Sie gesehn? Söller [furchtsam]. Ei nun, das sieht man immer, Der Herr, das ist ein Herr, Sophie ein Frauenzimmer. Alcest [wie oben]. Und weiter? Söller. Nun, da geht's denn so den Lauf der Welt, Wie's geht, wenn sie dem Herrn und ihr der Herr gefällt. Alcest. Das heißt? Söller. Ich dächte doch, Sie wüßten's ohne Fragen. Alcest. Nun? Söller. Man hat nicht das Herz, so etwas zu versagen. Alcest. Wie, Herre, so etwas? Söller. O lassen Sie mir Ruh! Alcest [immer wie oben]. Beim Teufel! Söller. O verflucht, es heißt ein Rendezvous. Alcest [erschrocken]. Er lügt! Söller [vor sich]. Nun bricht es los. Alcest [vor sich]. O weh, wir sind verraten. [Er steckt den Degen ein.] Söller [vor sich]. Er ist erschreckt. Nun Herz! Er kann dir doch nicht schaden. Alcest [erholt]. Was meinen Sie damit? Söller [trotzig]. O wir verstehn uns schon. Das Lustspiel heute nacht! Ich stand nicht weit davon. Alcest [erstaunt]. Und wo? Söller. Im Kabinett! Alcest. So war Er auf dem Balle. Söller. Wer war denn auf dem Schmaus? Nur still und ohne Galle Zwei Wörtchen: Was man noch so heimlich treiben mag, Ihr Herren, merkt's euch wohl, es kommt zuletzt an Tag. Alcest. Es kommt wohl noch heraus, daß Er der Dieb ist. Raben Und Dohlen wollt ich eh in meinem Hause haben Als Ihn. Pfui! schlechter Mensch! Söller. Ja, ja, ich bin wohl schlecht; Allein, ihr großen Herrn, ihr habt wohl immer recht? Ihr wollt mit unserm Gut nur nach Belieben schalten; Ihr haltet kein Gesetz, und andre sollen's halten? Das ist sehr einerlei, Gelüst nach Fleisch, nach Gold! Seid erst nicht hängenswert, wenn ihr uns hängen wollt. Alcest. Er untersteht sich noch - Söller. Ich darf mich unterstehen. Gewiß, es ist kein Spaß, gehörnt herumzugehen. In summa, nehmen Sie's nur nicht so gar genau: Ich stahl dem Herrn sein Geld, und er mir meine Frau. Alcest [drohend]. Was stahl ich? Söller. Nichts, mein Herr! Es war schon längst Ihr eigen, Noch eh es meine war. Alcest. Soll - Söller. Da muß ich wohl schweigen. Alcest. An Galgen mit dem Dieb! Söller. Erinnern Sie sich nicht, Daß ein gewiß Gesetz von andern Leuten spricht? Alcest. Herr Söller! Söller [macht das Zeichen des Köpfens]. Ja, man hilft euch Näschern auch vom Brode. Alcest. Ist Er ein Praktikus, und hält das Zeug für Mode: Gehangen wird Er noch, zum wenigsten gestäupt. Söller [zeigt auf die Stirne]. Gebrandmarkt bin ich schon. Letzter Auftritt [Vorige. Der Wirt. Sophie.] Sophie [im Fond]. Mein harter Vater bleibt Auf dem verhaßten Ton. Wirt [im Fond]. Das Mädchen will nicht weichen. Sophie. Da ist Alcest. Wirt [erblickt Alcesten]. Aha! Sophie. Es muß, es muß sich zeigen! Wirt [zu Alcesten]. Mein Herr, sie ist der Dieb! Sophie [auf der andern Seite]. Er ist der Dieb, mein Herr! Alcest [sieht sie beide lachend an, dann sagt er in einem Tone wie sie, auf Söllern deutend]. Er ist der Dieb! Söller [vor sich]. Nun, Haut, nun halt dich fest! Sophie. Er! Wirt. Er? Alcest. Sie haben's beide nicht; er hat's! Wirt. Schlagt einen Nagel Ihm durch den Kopf, aufs Rad! Sophie. Du? Söller [vor sich]. Wolkenbruch und Hagel! Wirt. Ich möchte dich - Alcest. Mein Herr! ich bitte nur Geduld! Sophie war im Verdacht, doch nicht mit ihrer Schuld. Sie kam, besuchte mich. Der Schritt war wohl verwegen; Doch ihre Tugend darf's - [Zu Söller.] Sie waren ja zugegen! [Sophie erstaunt.] Wir wußten nichts davon, vertraulich schwieg die Nacht, Die Tugend -! Söller. Ja, sie hat mir ziemlich warm gemacht. Alcest [zum Wirt]. Doch Sie? Wirt. Aus Neugier war ich auch hinaufgekommen. Von dem verwünschten Brief war ich so eingenommen, Ich dacht, es schrieb ein Prinz, ein polnischer Magnat, Und aus dem Prinzen ward ein Pachter Kandidat. Alcest. Verzeihn Sie diesen Scherz! Und Sie, Sophie, vergeben Mir auch gewiß? Sophie. Alcest! Alcest. Ich zweifl' in meinem Leben An Ihrer Tugend nie. Verzeihn Sie jenen Schritt! So groß wie tugendhaft - Söller. Fast glaub ich's selbsten mit. Alcest. Und Sie verzeihen doch auch unserm Söller? Sophie. Gerne! [Sie gibt ihm die Hand.] Da! Alcest [zum Wirt]. Allons! Wirt [gibt Söllern die Hand]. Stiehl nicht mehr! Söller. Die Länge bringt die Ferne! Alcest. Allein was macht mein Geld? Söller. O Herr, es war aus Not. Der Spieler peinigte mich Armen fast zu Tod. Ich wußte keinen Rat, ich stahl und zahlte Schulden. Da ist das übrige, ich weiß nicht wieviel Gulden. Alcest. Was fort ist, schenk ich Ihm. Söller [zum Parterre]. Für diesmal wär's vorbei! Alcest. Allein ich hoff, Er wird fein höflich, still und treu! Und untersteht Er sich, noch einmal anzufangen - Dann - [Er macht ihm das Zeichen des Hängens.] Söller. Nein, das wär zu viel - ein Hahnrei und gehangen! *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, DIE MITSCHULDIGEN *** This file should be named 8diem10.txt or 8diem10.zip Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 8diem11.txt VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 8diem10a.txt Project Gutenberg eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as Public Domain in the US unless a copyright notice is included. Thus, we usually do not keep eBooks in compliance with any particular paper edition. We are now trying to release all our eBooks one year in advance of the official release dates, leaving time for better editing. Please be encouraged to tell us about any error or corrections, even years after the official publication date. Please note neither this listing nor its contents are final til midnight of the last day of the month of any such announcement. The official release date of all Project Gutenberg eBooks is at Midnight, Central Time, of the last day of the stated month. A preliminary version may often be posted for suggestion, comment and editing by those who wish to do so. Most people start at our Web sites at: http://gutenberg.net or http://promo.net/pg These Web sites include award-winning information about Project Gutenberg, including how to donate, how to help produce our new eBooks, and how to subscribe to our email newsletter (free!). Those of you who want to download any eBook before announcement can get to them as follows, and just download by date. 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If the value per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2 million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text files per month: 1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+ We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002 If they reach just 1-2% of the world's population then the total will reach over half a trillion eBooks given away by year's end. The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks! This is ten thousand titles each to one hundred million readers, which is only about 4% of the present number of computer users. 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